Dass viele Leute kommen würden, war klar. Schließlich wurde die erste Vorführung des „Kongo Tribunals“ auf allen Kanälen angekündigt: im Radio, im Fernsehen, als Titel der einzigen unabhängigen Zeitung der Gegend „Le Souverain“. Aber als es am Eingang kurz tumultartig wurde, war ich überrascht.
Der Gegenkandidat von Präsident Kabila, Vital Kamerhe, ist nicht nur einer der Protagonisten des Films. Er war auch hinterher auf dem Diskussions-Podium angekündigt. Und er hat viele Anhänger.
Um 4 Uhr nachmittags also Trubel am Eingang des Jesuitegymnasiums Alfajiri von Bukavu, wo das Tribunal 2015 statt gefunden hat, und wo jetzt auch der Film gezeigt werden soll. Niemand will sich abwimmeln lassen.
Als dann alle sitzen und der Polizist am Eingang mal eine Sekunde nicht aufpasst, schlüpfen noch mal 100 Menschen hinein, hocken sich auf den Boden, pressen sich in die Ecken. Im großen Auditorium sitzen die Wichtig-Wichtig-Menschen – Protagonisten, Beteiligte, Mitarbeiter von NGOs, Botschaften und Politiker. Im Foyer das einfache Volk. Teenager-Jungs mit staubigen Waden, ein einarmiger Greis mit Lendenschurz und Speer, viele junge Menschen, vor allem Männer. Und dann: Große Augen, Konzentration, Stille, wenn es ernst wird, Proteste, Gelächter oder Applaus an den Höhepunkten des Films.
Als dann der Abspann läuft, hört man nur aus dem großen Saal klatschen. Die Leute im Foyer stehen einfach auf und gehen. Um ihre Meinung zu hören, muss man sie allerdings nur mal kurz ansprechen. Ich bin mit meiner Kamera sofort umzingelt, die Leute drängen mich geradezu, die zu interviewen.